Tauchsportvereine können wertvolle Beiträge zum Umweltmonitoring von Gewässern liefern. In den letzten zwei Jahrzehnten hat man sowohl im akademischen Bereich als auch bei Umweltämtern erkannt, wie wertvoll die Zusammenarbeit mit interessierten und geschulten Laien bei der Erhebung von Umweltdaten und Artbestandsdaten im Rahmen von Naturschutzfragestellungen sein kann. Bereits 1995 wurde in den USA und in Großbritannien der Begriff Citizen Science geprägt, der diese fruchtbare Zusammenarbeit von „Bürgerwissenschaften“ und Fachwissenschaften umschreiben soll.

Der Tauchsportverein Leipziger Delphine e. V. führt durch seine „Biogruppe“ um Dr. Joachim Weiß, Dr. Matthias Gilbert und Bernd Vogel bereits seit 1995 Untersuchungen zur Biologie und Umwelt des Kulkwitzer Sees bei Leipzig durch.

Als künstliches Bergbaufolgegewässer hat der Kulkwitzer See als nährstoffarmer Klarwassersee eine große Bedeutung als Referenzgewässer der Bergbaufolgelandschaft Mitteldeutschlands und ist ein idealer Maßstab für die neu entstehenden Seen im „Neuen mitteldeutschen Seenland“ („New Central German Lake District“).

Die durch Sporttaucher gesammelten Proben umfassen sowohl pflanzliche und tierische Organismen des Seegrunds, als auch das im freien Wasser befindliche, mikroskopisch kleine Plankton. Zusätzlich werden Proben sessiler Organismen an diversen Unterwasser-Tauchausbildungsplattformen gesammelt, die sich im Kulkwitzer See zu „künstlichen Riffen“ entwickelt haben.

Massenschwarm RotfleckenschwebegarnelenEin besonderes Augenmerk wird auch auf Neobiota gelegt, die als neue Arten in unsere Gewässer einwandern oder durch Bootsverkehr und Wassersportler eingeschleppt werden und zu Problemen führen können. So konnten im Laufe der Jahre auch aktuell in Ausbreitung begriffene invasive Arten im Kulkwitzer See festgestellt werden, wie z. B. die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum), die Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis bugensis), die grobgerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminea), der kleine Höckerflohkrebs (Dikerogammarus haemobaphes) und die Rotflecken-Schwebegarnele (Hemimysis anomala).
Der umfangreiche Datensatz konnte dank der unermüdlichen Unterstützung von Prof. Dr. Franz Brümmer und Dr. Simon Stutz (beide in Stuttgart) im Dezember 2019 in den Jahresheften der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg veröffentlicht werden.

Gilbert, M., Weiß, J., Vogel, B., Bernhard, S. & Brümmer, F. (2019):
Der Kulkwitzer See (Leipzig, Sachsen) als Referenzgewässer für die neuen Seen der Bergbaufolgelandschaft Mitteldeutschlands – Tauchuntersuchungen zur Ökologie und Biodiversität.
Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, 175, S. 293-387. (Link zum PDF 5.15 MB)