Das Leipziger Neuseen-Land bietet dem ambitionierten Taucher viele spektakuläre Tauchmöglichkeiten. In den kommenden Jahren soll das Repertoire dieses Landstriches südlich von Leipzig um ein neues Tauchrevier erweitert werden. Doch bevor aus einem Tagebaurestsee eine betauchenswerte Unterwasserlandschaft wird, vergehen mehrere Jahre. Am Störmthaler See bietet sich die seltene Möglichkeit, einen jungen See in seiner Entwicklung zu begleiten und mitzuerleben, wie aus einer unbelebten Mondlandschaft ein betauchenswertes Gewässer vom Format des Kulkwitzer Sees wird.

Zu diesem Zweck fanden sich vom 31.08. bis zum 03.09.2017 zahlreiche interessierte und engagierte Taucher zur Störmthaler See “Inventur“ ein. Sie folgten dem Aufruf der Arbeitsgruppe Störmthaler See unter der Leitung von Klaus Bauerfeind nach Ammelhain ins TANA.
Dank der Sondergenehmigung durch das Landratsamt Leipziger Land ist es im Rahmen des Gewässermonitorings gestattet, den See mit Tauchequipment zur untersuchen und zu beproben.
Unter der Leitung von Christin Müller vom Scientific Diving Ressort des VDST, wurde das Engagement der Taucher in sinnvolle und ergebnisreiche Bahnen gelenkt.
Das Gewässer hat eine Fläche von 700 ha, sodass Unterstützung durch Sporttaucher unerlässlich ist. Ungefähr Zwanzig Taucher aus der gesamten Bundesrepublik kamen um uns bei der Beprobung des “Störmis“ tatkräftig zu unterstützen – angefangen von Transektmonitoring (tauchen entlang einer senkrecht zum Ufer gelegten Leine) über Wasserprobenahme mit speziellen Techniken bis hin zur eigenen Entwicklung einer Sedimentmesseinrichtung (SMDB), stand vier Tage lang alles im Zeichen der wissenschaftlichen Gewässeruntersuchung. Makrophyten / Plankton - Die Biogruppe des Kulkwitzer Sees unterstützten uns tatkräftig bei der Bestimmung der befundenen Arten.


Während einige Parameter wie Temperatur und pH-Wert direkt vor Ort gemessen wurden, mussten die genommenen Wasserproben unmittelbar präpariert und für die weitere Analyse im Labor vorbereitet werden.
Dem Dank gilt an dieser Stelle der Universität Bremen sowie dem UFZ Halle für die Unterstützung in der kostenintensiven chemischen Analytik.
Aus wissenschaftlicher Sicht sind besonders die bereits im letzten Jahr entdeckten „Senken“ interessant. Dies sind mehrere Zentimeter bis mehrere Meter große Vertiefungen im Sediment, die offensichtlich Zutrittsstellen für Grundwasser kennzeichnen. Beim Betauchen kann man diese Formationen schon anhand ihres andersartigen Wassers erkennen – sie wirken wie „kleine Seen im See“. Es handelt sich um hochminerlisierte Wässer, die nach langer Reise durch Grundwasserleiter in den See münden und diesen hauptsächlich speisen. Aufgrund fehlender Oberflächenzuflüsse wird der chemische Zustand des Sees hauptsächlich über Grundwasser beeinflusst. Die auf ehemaligen Braunkohletagebauen entstandenen Gewässer haben alle ein Problem gemeinsam: durch die Verwitterung von schwefelhaltigen Mineralen ist das Wasser oft recht sauer und so braucht die Sukzession vergleichsweise lange, bis sich der pH-Wert in einem Bereich einpegelt, der auch die Besiedlung durch Pflanzen und Tiere zulässt.

Wie sich der Störmthaler See entfaltet und wie schnell oder langsam dieser Sukzessionsprozess von statten geht, soll auch in den nächsten Jahren weiterhin untersucht und verfolgt werden.
Dabei sind wir immer auf das Engagement von Tauchern angewiesen, die sowohl unter Wasser als auch bei der anschließenden Auswertung der gesammelten Proben über Wasser mithelfen wollen, ein Verständnis für die komplexen Prozesse der Seenentwicklung zu erhalten.

Die Ergebnisse der chemischen Analysen stehen noch aus, aber schon jetzt lässt sich sagen, dass das Wochenende aus taucherischer Sicht ein großer Erfolg war und neben aller Ernsthaftigkeit der Aufgabe auch der Spaß für die Teilnehmer nicht zu kurz gekommen ist.