Gerd ist mit seinen 80 Jahren einer der älteren sehr aktiven Taucher und er schaut auch auf ein langes "Funktionärsleben" zurück. Das ist für sich genommen nichts Besonderes. Das Besondere - der Dresdener ist nicht nur Freizeit-Taucher, sondern aktiver Wettkampfsportler und der älteste VDST-Athlet. 

Er nahm in diesem Jahr mit den Finswimming-Masters des VDST an der Weltmeisterschaft in Kairo teil. Von seiner letzten WM 2019 kehrte er mit 4 Weltmeistertiteln zurück. Das ist doch keine Kunst, werden einige sagen, reicht es doch, mangels Konkurrenz ins Ziel zu kommen. Dass es mit zunehmendem Alter jede Menge Gegner gibt, hat Gerd 2022 am eigenen Leib erfahren: das hohe Alter und die Gesundheit. 

Kurz vor dem Abflug zur letztjährigen WM nach Cali machte ein Bandscheibenvorfall den Start unmöglich. Viele Vereinskollegen sagten bereits das Aus für Gerds Wettkämpferkarriere voraus. Sein Trainer Stefan Hoffmann berichtete im November von Versuchen, das Schwimmtraining wieder aufzunehmen und bereits im März verkündete Gerd seine Starts bei der Deutschen Meisterschaft im Finswimming in Leipzig im Mai und der Deutschen Meisterschaft im Orientierungstauchen in Sandersdorf im Juni.

Gerd kehrte mit 5 Weltmeistertiteln und 5 Masters-Weltrekorden in der AK 80 aus Kairo zurück. Stefan Hoffmann zeigte sich sehr beeindruckt und stellt fest: „Mit den Zeiten hätte er sogar in der AK 65 Medaillen geholt“.

Er hat sich also mit eisernem Willen zurückgekämpft und das mit unglaublichem Erfolg. Seinen 80. Geburtstag feierte Gerd im Rahmen der Taucherfamilie beim LVS Tag! Ulrike Meier-Mahlo sprach mit ihm, um herauszufinden, wo das Geheimnis seiner "ewigen Jugend" liegt:

Wann und wie hat deine Karriere beim Flossenschwimmen begonnen?

Ich tue mich schwer mit der Beantwortung dieser Frage, aber wenn ich mal ganz weit zurückblicken darf (irgendwann in die 1960er Jahre), hatten wir sportlich aktiven Taucher in der GST eine Zweiteilung des Jahres, im Winterhalbjahr Flossenschwimmen in der Schwimmhalle (Kondition und Technik). Wie erfolgreich man trainiert hatte, konnte man bei der Bezirksmeisterschaft im Flossenschwimmen unter Beweis stellen (etwa zum Ende des Winterhalbjahres). Im Sommerhalbjahr, bei weiterlaufendem Hallentraining, verlagerte sich der Schwerpunkt auf das Freiwasser. Zumutbare Wassertemperatur vorausgesetzt, wurden längere Strecken geschwommen und Elemente des Orientierungstauchens trainiert. Bei der Bezirksmeisterschaft im Orientierungstauchen und auch einer mit der Zeit zunehmenden Anzahl von Pokalwettkämpfen zeigte sich, wie gut man die Technik beherrschte und welche Zeit am Ziel, wenn man es denn erreicht hatte, vergangen war. Gute Ergebnisse vorausgesetzt, war eine Teilnahme an der DDR-Meisterschaft möglich und wurde auch von allen angestrebt.

Will sagen - Flossenschwimmen war seit Beginn meiner tauchsportlichen Aktivitäten immer ein fester Bestandteil, wobei ich aber mit der Zeit feststellte, dass die Ergebnisse beim Orientierungstauchen besser waren als beim Flossenschwimmen, und ich OT als Schwerpunkt meines Trainings und der Wettkampfteilnahme festlegte.

Mit der Einführung von Altersklassen für ältere Jahrgänge und der Ausrichtung einer Deutschen Seniorenmeisterschaft im Flossenschwimmen und Streckentauchen nahm ich 1997 erstmals und bis jetzt an den inzwischen in Mastermeisterschaft umbenannten Wettkämpfen teil.

2014 richtete die CMAS den 1. Weltcup der Masters im Flossenschwimmen in Ravenna aus und 2019 wurden erstmals Masters Weltmeisterschaften ausgerichtet.

Mit wenigen Ausnahmen wurde meine Leistungen bei Teilnahmen mit einem Platz auf dem Treppchen anerkannt. So gesehen war die Einführung der Masterklassen der Beginn meiner Karriere im Flossenschwimmen.

Du wirst im Oktober 80 Jahre alt - Verrätst du uns, wie du dich fit hältst? Wie sieht dein Training aus?

Die Frage wie ich mich fit halte ist relativ einfach beantwortet. Ich versuche immer aktiv zu sein. Ein- bis dreimal in der Woche trainiere ich in einer Schwimmhalle. Wetterabhängig ist wöchentlich eine Radtour mit 40...100 km geplant. Viele Wege zum Einkaufen usw. werden mit dem Rad erledigt. Ein wöchentlicher Saunabesuch hat seit dem Rückenproblem eine höhere Wertigkeit bekommen. Die (nervige) Gartenarbeit (Unkrautbekämpfung) erfordert auch meinen vollen körperlichen Einsatz. Und seit dem Rücken sind nach dem Aufstehen 15...30 min fest für Gymnastik eingeplant.

Nachdem die Diagnose feststand, war erstmal Angst vor einer evtl. Operation, einem Rollator oder Rollstuhl ein großer Antrieb, alles Mögliche zu versuchen. Die Physiotherapeutin machte Hoffnung mit der Info, dass ein Patient mit gleichem Problem (wenn auch jünger), dank der Behandlung, wieder hergestellt ist. Ich bin so gut es ging immer aktiv geblieben, Radfahren ging, wenn auch das Auf- und Absteigen eine schmerzhafte und nicht ansehenswerte Aktion war. In der Schwimmhalle sagte mir ein Sportfreund, dass es nicht anzusehen ist, wie ich mich im Wasser bewege. Da musste ich eben durch.

Leistungssportler sprechen ja auch oft über die richtige Ernährung - Was machst du anders?

Zur Ernährung kann ich nur die allseits bekannten Informationen geben, ausgewogene, abwechslungsreiche, dem eigenen Energieverbrauch angepasste Kost. Ich fühle mich wohl mit meinen 60 kg (161 cm) und halte diese auch (+/- 1 kg). Vor längerer Zeit habe ich mal an einen typischen Tag, alles was ich zu mir genommen habe, abgewogen und die einzelnen Bestandteile in eine Tabelle eingetragen. Die Tagessummen waren mit den Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften passfähig.

Im Zusammenhang mit meinen Rückenproblemen war auch immer die Rede von Muskelaufbau. Für Muskelaufbau benötigt der Körper neben den erforderlichen Anreizen (u.a. Gymnastik) auch Eiweiß. Für ältere Menschen gab die mir bekannt gewordene Information den Wert von 1 g Eiweiß pro Tag pro 1kg Körpermasse an. Ich versuche das einzuhalten.

Ich rauche nicht und Alkohol ist nur bei gesellschaftlichen Anlässen ein notwendiges Übel, meint Gerd augenzwinkernd.


Welche Tipps hast du für junggebliebene und solche die jung bleiben wollen?

Tipps will und kann ich keine geben. Oben habe ich dargelegt, wie ich es bis jetzt geschafft habe und jeder kann für sich die entsprechenden Schlussfolgerungen ziehen.

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